Allgemeines

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble der KÖNIGSBURG Süchteln besteht aus dem Vorderhaus, einem Anbau zum Innenhof und dem 1908 erbauten, vom Jugendstil geprägten Saalbau mit dem darunter liegenden Kö-Keller.
Der bauliche Zustand der einzelnen Gebäudeteile der KÖNIGSBURG war zum Zeitpunkt der Vereinsgründung im Jahr 2015 sehr unterschiedlich. Während das Vorderhaus lediglich einen Sanierungs- und Reparaturstau aufwies, waren die Schäden am Saalbau gravierend. Das Rabitzgewölbe des Saales war leider nicht mehr vorhanden, nur am Bühnenportal war noch der ehemalige Gewölbeansatz erahnbar. Der Holzboden im Saal, Mobiliar und technische Einbauten fehlten fast vollständig. Dachstuhl und Außenwände sowie Fenster und Türen wiesen zum Teil Schäden aus unterlassener Unterhaltung auf oder waren zerstört. Glücklicherweise war die Grundkonstruktion der Gebäude allerdings solide.

 

Restaurierung

Für die Restaurierung, die in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden erfolgt, beauftragte der Verein KÖNIGSBURG 2.0 e.V. das Viersener Architekturbüro Breidenbach.

Im Frühjahr 2017 konnte dank der Fördermittelzusagen, die wir von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der NRW-Stiftung und dem Bund (Bundesmitteln für Kultur und Medien) erhielten, mit den Arbeiten zur Substanzsicherung des Saales begonnen werden.

In dieser ersten Bauetappe wurde die Statik ertüchtigt, die Dachkonstruktion repariert, Dämmung und Schallschutz aufgebracht und die Dacheindeckung erneuert. Zwei zugemauerte Fensteröffnungen zur Irmgardisstraße wurden wieder geöffnet und bringen Licht in den Saal. Auch für den Bereich der Künstlergarderobe unter der Bühne wurden neue Fensteröffnungen angelegt. Die Unterkonstruktion für das Saalgewölbe konnte fertig gestellt werden. Die Außenwände wurden gereinigt und beigefugt, die Putzfassaden erneuert und farblich aufgefrischt. Der Saal hat nun durch den Einbau eines Hublifts im Innenhof an der Irmgardisstraße einen barrierefreien Zugang.

Mittlerweile sind die Arbeiten im Saal weiter fortgeschritten: Das Rabitzgewölbe wurde rekonstruiert, die Wände erhielten den ersten Unterputz und eine Wärmedämmung. Unser handwerkliches Bauteam hat die Vorbereitungsarbeiten für die Wandtemperierung übernommen.

Baumaßnahmen im Rahmen der Städtebauförderung

Für die Ingenieur- und Bauleistungen, die im Zusammenhang mit den Städtebaufördermitteln anstehen, müssen zum Teil europaweite Ausschreibungen durchgeführt werden. Zurzeit kümmern wir uns in Kooperation mit der Stadt Viersen um die sehr aufwändigen und zeitintensiven Vorbereitungen für diesen nächsten Bauabschnitt.

Unser Konzept: die Baustelle soll für Besucher erlebbar sein

Wir haben die Bauarbeiten von Beginn an so strukturiert, dass der historische Festsaal und der KÖ-Keller auch während der Restaurierungsphase für Konzerte und andere Veranstaltungen in ihrer außergewöhnlichen Atmosphäre genutzt werden können. Dies ist nur mit dem zusätzlichen Engagement der Vereinsmitglieder möglich, die den Saal vor jeder Veranstaltung reinigen und von einer Baustelle in einen Veranstaltungssaal verwandeln müssen.

Fördermittel für die KÖNIGSBURG Süchteln

Die Restaurierung wird durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die NRW-Stiftung, durch Bundesmittel für Kultur und Medien sowie durch Denkmalmittel des Landes gefördert.
Seit 2018 ist die KÖNIGSBURG Süchteln wesentlicher Bestandteil des vom Land geförderten „Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts“ der Stadt Viersen. Rund 2 Millionen Euro aus diesen Landesmitteln werden wir in den nächsten Jahren für die Restaurierung und technische Ausstattung des Saales, die Umgestaltung des Innenhofes und der Vorderhäuser erhalten.
All diese Fördermittel dürfen ausschließlich für die Restaurierung und technische Ausstattung des Baudenkmals verwendet werden. Zu allen Fördermitteln müssen wir einen Eigenanteil aufbringen. Einen Teil dieses Eigenanteils können wir durch die bauliche Eigenleistung unserer Mitglieder aufbringen. Einen wesentlichen Beitrag zum Eigenanteil leisten Unternehmen, Banken, Stiftungen, Geschäftsleute und Privatpersonen mit ihren Spenden. Hier sind wir auf weitere Unterstützung angewiesen.

Der laufende Betrieb und das umfangreiche Kulturprogramm der KÖNIGSBURG müssen unabhängig von allen Fördermitteln aus eigenen Mitteln, Spenden und Sponsorengeldern finanziert werden.

Ein Blick in die Geschichte

Im Jahre 1908 ließ Heinrich Schmitz nach Plänen des Architekten Kuhlmann den Saalbau der KÖNIGSBURG errichten, der sich mit seinem Rabitzgewölbe in eine kleine Serie noch erhaltener Saalbauten des frühen 20. Jahrhunderts in unserer Region einreiht, zu denen auch das Jugendstil-Stadtbad in Viersen gehört.

Die KÖNIGSBURG brachte mit Konzert-, Tanz- und Bühnenveranstaltungen den Glanz und die Festlichkeit der Großstädte in die Kleinstadt Süchteln.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verringerte das Veranstaltungsangebot und der Saal diente vorübergehend Wehrmachtsgruppenteilen als Quartier. In den letzten Kriegsjahren waren deportierte Fremdarbeiter die KÖNIGSBURG untergebracht.

An dieser Stelle möchten wir auf die umfangreichen Recherchen des Viersener Vereins zur Förderung der Erinnerungskultur aufmerksam machen. In der Datenbank der „Virtuellen Gedenkstätte Viersen 1933-45“ sind Informationen zusammengetragen, die die Rolle der Königsburg während des 2. Weltkriegs und noch in der Zeit nach Kriegsende beleuchten.

Trotz aller widriger Umstände und der miserablen wirtschaftlichen Lage in den Nachkriegsjahren verspürten auch die Menschen in Süchteln neuen Lebensmut und suchten wieder Unterhaltung und Vergnügungen.

Allerdings zeigte sich auch eine Trendwende zum „Geliebten Kino“. Die Saalveranstaltungen wurden weniger, die Wirtschaftlichkeit des Saalbaues war nicht mehr gegeben.

Unter Federführung des Düsseldorfer Architekten Alfons Nehaus entstand 1951 ein neuzeitliches Lichtspieltheater mit ca. 300 Sitzen, verbunden mit einer ausgezeichneten Akustik und modernen Philips-Tonfilmapparaturen. Das Süchtelner Lichtspielhaus erlebte in den 50er Jahren einen wahren Zuschauerboom. Es ist überliefert, dass während großer gesellschaftlicher Ereignisse die Bestuhlung abgebaut wurde und bis zu 900 Personen den Saal bevölkerten.

Die Kino-Ära war kurz. Ende der 60er Jahre begann das große Sterben der Lichtspielhäuser, von dem auch die Königsburg nicht verschont blieb. 1972 wurde das Süchtelner Kino geschlossen, die Nutzung des Saales endete. Karl-Heinz Schmitz und dessen Frau Inge bewirtschafteten die Gaststätte im Vorderhaus noch weiter. Nach und nach wurden der Königsburgkeller im Souterrain, die Gaststätte im Vorderhaus und schließlich die darüber liegende Wohnung aufgegeben.

Seit 2005 stand der gesamte Gebäudekomplex leer und verfiel zusehends.

2015 konnte der gemeinnützige Verein „KÖNIGSBURG 2.0 e.V.“ das gesamte Objekt erwerben.

Beschreibung des Saalbaus der KÖNIGSBURG

“Der Saalbau der an der Hochstraße gelegenen Gaststätte „Königsburg“ ist im rückwärtigen Hofbereich, angrenzend an die Irmgardisstraße, zu finden. Der Außenbau in Putz-Backstein ausgeführt zeichnet sich durch funktionelle Schlichtheit aus, verzichtet dabei aber nicht auf eine repräsentative Gestaltung der Eingangsfassade mit zeittypischem Dekor. Die im Jugendstil gehaltene Fassade weist im Erdgeschoss eine zweiflügelige Saaleingangstür mit sprossenunterteiltem Oberlicht auf. Die Holztüren sind mit geometrischen und floralen Ornamenten geschmückt. Zu erreichen ist das Erdgeschoss über eine Freitreppe mit beidseitigem Eisengeländer, das mit verschiedenen geometrischen Ornamenten verziert ist. Das Obergeschoss, mit einem über die gesamte Hausbreite versehenen Balkon, weist eine funktionelle Aneinanderreihung von Fenstern und Türen auf. Die repräsentative Eingangshalle findet ihren Abschluss in einem leicht segmentbogenförmig abgetreppten Ziergiebel, der mit einem im Jugendstil gehaltenen Ornament geschmückt ist. Das Saalgebäude, ebenfalls von der Irmgardisstraße zugänglich, weist eine Backstein-Putzfassade auf, wobei der rote Backstein dominiert. Architektonisch reizvoll zeigt sich im Fensterbereich das Wechselspiel zwischen Putzflächen und rotem Backstein. Die zwei dreiflügligen sprossenunterteilten Fenster sind mit einem Flachbogen versehen. Das Dachgesims wird betont durch ein Zahn- und Würfelfries. Das Saalgebäude wird in seinem Innern geprägt durch den rechteckförmigen Saal mit den abgerundeten Ecken im Wand-Deckenbereich und die in Bogenform gehaltene Decke, die für eine hervorragende Akustik sorgt. Der eher funktionell ausgestattete Saal mit seiner Bühne und Leinwandfläche sowie einem höher liegenden Bildwerfer- und Schaltraum weist im Deckenbereich rosettenähnliche und geometrische Ornamente auf, die die Deckenform betonen.

Der neben dem Saal in Richtung Irmgardisstraße befindliche Vorraum weist einerseits einen Ausgang zur Irmgardisstraße auf und andererseits ist dort der Kellerabgang zu finden. Der Saalbau erfährt seine Bedeutung als Beispiel eines Bautyps, der im Innern im Wesentlichen erhalten ist und architekturgeschichtlich interessante Details besitzt. Der Außenbau zeichnet sich durch funktionale Schlichtheit aus, verzichtet dabei aber nicht auf eine repräsentative Gestaltung der Eingangsfassade mit zeittypischem Dekor.

Die Innenarchitektur des Kinosaales zeigt sich in der Formensprache der frühen 50iger Jahre mit den abgerundeten Ecken im Wand-Deckenbereich und der von der Akustik bestimmten bogenförmigen Decke.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Saalbaues der Gaststätte „Königsburg“ gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.”

Aus der Denkmalbeschreibung der Stadt Viersen
Quellen:
Rheinische Post – Grenzlandkurier: „Süchtelns vergessenes Kino“, von Ulrich Schäfer, 11. Juni 1988
Süchteln – und Nettetal „Aktuell“: „Damals… Königsburg – Saal- und Kino-Herrlichkeit“
Bausubstanz, Heft 8: „Opas Kino wird nicht sterben“, von Gernot Feldhusen, 4. Jahrgang, Neustadt 1988
Akte Hochstraße 13
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Hochstraße 13
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen